Wenn es ums Thema Wald geht, führt kein Weg an der Jagd vorbei. 2021 gab es in Deutschland rund 60.000 Jagdscheininhaber:innen mehr als noch im Jahr 2001. Dies entspricht einem Anstieg von mehr als 17 Prozent.
Was aber begeistert die Menschen an der Jagd? Eine Umfrage unter den Mitgliedern des Deutschen Jagdverbands (DJV) hat ergeben, dass das wichtigste Motiv für die Jäger und Jägerinnen die Freude an der Natur und am Draußensein ist.
Vom Vegetarier zum Jäger
Für manche Jäger:innen ist allerdings noch ein anderer Grund ausschlaggebend: Jagd ist eine ressourcenschonende und regionale Möglichkeit, Fleisch auf den Teller zu bringen. Darüber kann man beispielsweise im Buch „Ich esse, also jage ich“ von Fabian Grimm lesen.
Grimm lehnt die konventionelle Mast- und Schlachttierhaltung ab und war deshalb sogar viele Jahre Vegetarier. Mit der Jagd hat er für sich eine Alternative zur Fleischbeschaffung entdeckt, bei der die Massentierhaltung umgangen wird. Das Tier, das man essen wird, dafür selbst zu töten, beschreibt er als drastisch, aber ehrlich.
Luchs, Wolf und andere Jäger
Wenn Jäger:innen in Deutschland Tiere jagen, dann entnehmen sie dem Ökosystem meist keine unverzichtbaren Ressourcen. Denn die Tiere, die in Deutschland am meisten bejagt werden, sind Rehwild und Schwarzwild (also Wildschweine). In einem normalen Ökosystem wird die Anzahl dieser Tiere durch die sogenannten großen Beutegreifer Bär, Luchs und Wolf reguliert. Diese wurden in Mitteleuropa jedoch fast vollständig ausgerottet. Auch wenn sich Wölfe und Luchse langsam wieder bei uns ansiedeln und manchmal sogar ein vereinzelter Bär auftaucht, ist ihre Zahl viel zu gering, um das große Wachstum der Reh- und Wildschweinpopulationen zu verhindern. Da beide Arten großen Schaden an Bäumen beziehungsweise auf Feldern anrichten können, ist es sinnvoll, dass Jäger:innen die Rolle der großen Beutegreifer übernehmen.
Naturschutz durch Jagd
Dient die Jagd zum Schutz von Forsten und Feldern hauptsächlich wirtschaftlichen Interessen, so ist sie in einem weiteren Punkt von besonders großer naturschutzfachlicher Bedeutung: Der Schutz von seltenen Arten wäre ohne Jäger:innen oft nicht möglich, da sie die Anzahl der Fressfeinde dieser Arten verringern. So ist beispielsweise die Bekassine, die am Boden brütet, darauf angewiesen, dass man ihre Feinde reduziert, die sie oder ihr Gelege fressen. Einer davon ist der Rotfuchs, der in Deutschland unter anderem aus diesem Grund am dritthäufigsten erlegt wird. Besonders wichtig ist auch die Bejagung von eingeschleppten Arten, wie etwa dem Mink oder dem Waschbären, die eigentlich nicht in das hiesige Ökosystem gehören und große Schäden anrichten.
Problematik der Jagd
Doch auch wenn die Jäger:innen einen großen Beitrag zum Naturschutz leisten, hat die Jagd ihre Probleme: Blickt man beispielsweise in der Statistik der bejagten Tiere auf die hinteren Plätze, stößt man schnell auf Wildtauben, Wildenten, Feldhasen und Wildgänse. Der Feldhase wird in Deutschland als gefährdet eingestuft. In Brandenburg und Sachsen-Anhalt sogar als stark gefährdet. Noch umstrittener ist die Jagd auf Wildvögel: Hier ist es oft nicht möglich, die fliegenden Arten vor dem Abschuss genau zu bestimmen. Doch unter den genannten Gruppen gibt es zahlreiche geschützte Arten wie etwa die Turteltaube, die im Jahr 2020 als „Vogel des Jahres“ berühmt wurde.
Häufig werden Vögel außerdem mit Schrot bejagt, der unter anderem aus vielen kleinen Körner besteht. Diese streuen sehr stark, wodurch andere Vögel in Mitleidenschaft gezogen werden und zum Teil qualvoll verenden. Zudem können etwa Greifvögel an bleihaltigem Schrot sterben, weil sie die unverwertbaren Reste gejagter Tiere fressen, die im Wald zurückgelassen werden.
Kein Gegensatz
Auch wenn einzelne Aspekte der Jagd im Widerspruch zum Naturschutz stehen, so leisten doch die meisten Jäger:innen große Beiträge zum Naturschutz und machen einen effektiven Artenschutz oft überhaupt erst möglich. Naturschutz und Jagd sind von daher also nicht als Gegensätze zu sehen. Eine verantwortungsvolle Jagd, wie sie viele Jäger betreiben, ist dem Umweltschutz durchaus förderlich.
Margarete Drexler