Ökosystem Regenwald

Die Tropen umfassen die Gebiete rund um den Äquator bis zu den Wendekreisen 23,5 auf Grad nördlicher und südlicher Breite. Sie lassen sich in die immerfeuchten Tropen und die wechselfeuchten Tropen unterteilen, in denen es auch eine Trockenzeit gibt. Der immergrüne Regenwald wächst vor allem nahe dem Äquator.

Was ist so besonders am Regenwald?

Weltweit umfasst die Fläche, die mit tropischem Regenwald bedeckt ist, circa 12,5 Millionen Quadratkilometer. Das sind in etwa 8,4 Prozent der gesamten Landfläche der Erde. Damit bildet der tropische Regenwald die zweitgrößte Waldfläche der Welt. Das größte Regenwaldgebiet findet man am lateinamerikanischen Amazonas.

Am Äquator und in dem Gebiet bis zu den Wendekreisen ist die Sonneneinstrahlung am größten. Durch die hohen Temperaturen erwärmt sich die Luft sehr stark und es verdunstet viel Wasser.  Die feuchte, warme Luft steigt auf und es bilden sich Nebel oder Wolken, aus denen es regnet

Der konstante Sonnenschein wirkt sich nicht nur positiv auf die Fotosynthese und das Pflanzenwachstum aus, sondern sorgt auch für eine unvergleichliche Artenvielfalt und macht den Regenwald zu einem ganz besonderen Lebensraum. Rund die Hälfte aller Pflanzenarten dieser Erde kommt im tropischen Regenwald vor. Viele von ihnen können wir Menschen als Heilpflanzen nutzen, ein großer Teil davon ist nur dort zu finden. Daher spricht man auch von der Apotheke oder dem Gen-Reservoir der Welt.

Die Lunge der Erde

Regenwälder gelten als die „grüne Lunge“ unserer Erde. Sie können, wie auch andere Wälder, Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Luft filtern und verwerten (siehe Artikel „Bäume – die natürlichen CO2-Speicher der Welt“). Sie wandeln das CO2 in Sauerstoff und in Traubenzucker um. Den Sauerstoff geben sie wieder ab. Aus dem Traubenzucker entsteht Kohlenstoff, der im Holz gespeichert wird. Solange ein Wald mehr CO2 bindet als er abgibt, gilt er als Kohlenstoffsenke. Funktionierende Kohlenstoffsenken haben eine große Bedeutung für das weltweite Klima. Wenn sie zu viel oder zu schnell CO2 abgeben, verändert sich das Klima und es wird wärmer.

Derzeit sind rund 250 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in den Bäumen des tropischen Regenwaldes gespeichert. Das entspricht der Hälfte des weltweit in Biomasse gespeicherten Kohlenstoffs. Doch die Fähigkeit der Tropenwaldgebiete, CO2 zu speichern, hat sich seit 1990 aufgrund massiver Rodungen, Waldbrände und zunehmender Trockenheit um mehr als ein Drittel verringert. Die Lebensräume vieler Tiere und Pflanzen wurden langfristig vernichtet und große Mengen an CO2 freigesetzt.

Ursachen für die Zerstörung des Regenwaldes

Immer mehr tropischer Regenwald muss weichen. Aber warum riskieren die Menschen so gravierende Eingriffe in dieses empfindliche Ökosystem?

Landwirtschaft

Einer der Gründe ist die zwar dünne, aber sehr nährstoffreiche Humusschicht: Durch (Brand-)Rodung werden alle Pflanzen entfernt, damit der Boden genutzt werden kann. Beim Wanderfeldbau produzieren die Menschen vor Ort Nahrungsmittel für sich selbst. Dabei werden sowohl die Felder als auch die Siedlungen in Abständen an neue Orte verlegt, sobald der Boden ausgelaugt ist und keine Erträge mehr bringt. Eine weitere Form der Nutzung des fruchtbaren Regenwaldbodens ist der Anbau von Cash Crops (engl. für Feldfrüchte, die nur für den Verkauf ins Ausland bestimmt sind).

Viehwirtschaft

Im tropischen Klima gedeihen viele Pflanzen optimal. Daher sind manche tropischen Gebiete nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die Viehwirtschaft sehr attraktiv. Regenwald wird abgeholzt, damit auf den freigewordenen Flächen große Grasmonokulturen für die Viehzucht angelegt werden können. Das Gras kann der starken Sonneneinstrahlung jedoch ohne den Schutz des Regenwald-Kronendaches nicht lange standhalten und wird bald von Sträuchern, anderen Gräsern und Wildblumen überwuchert. Damit weiterhin genug Futter für die Tiere zur Verfügung steht, müssen neue Waldgebiete erschlossen werden. So entsteht ein fataler Kreislauf, der dazu führt, dass immer mehr Wald zerstört wird.

Holzeinschlag

In den tropischen Regenwäldern gibt es eine große Vielfalt an Pflanzen, unter anderem zwischen 40.000 und 53.000 Baumarten. Einige von ihnen sind selten und sehr begehrt, da sie besondere Eigenschaften haben, zum Beispiel sind sie nicht so anfällig für Fäulnis. Holzfäller vernichten ganze Waldstriche, um an diese speziellen Bäume heranzukommen. Indem sie Lichtungen in den sehr dichten Regenwald schlagen, öffnen sie ein ursprünglich geschlossenes System. Sonnenstrahlen erreichen den Boden und die natürlichen Abläufe des Waldsystems werden massiv gestört.

Rohstoffabbau

Der Boden unter den Regenwäldern des Amazonas und in den afrikanischen Ländern ist reich an Rohstoffen. Dazu zählen Eisen, Kupfererz, Nickel, Zinn, Coltan, Gold und Diamant. Um diese zu fördern, ist der Bau von Straßen für den Verkehr und Siedlungen nötig. Auch dies geht auf Kosten des Regenwalds.

Maßnahmen zum Schutz des Regenwaldes

Jedes Jahr verschwindet eine Regenwaldfläche, die größer ist als Portugal. Jeden Tag werden bis zu 50 Arten für immer ausgerottet. Der Verlust dieses Lebensraumes verändert auch das Weltklima. Aber schon mit einfachen Mitteln kannst du etwas tun, um den Regenwald zu schützen.

  1. Papier überlegt nutzen

Einer der Hauptgründe für den Rückgang der Wälder ist die Gewinnung von Holz für die Papier- und Zellstoffproduktion.

  • Verwende Recycling-Papier. Es ist an Gütesiegeln wie dem Blauen Engel zu erkennen.
  • Beschreibe Papier beidseitig und nutze die Rückseite alter Kopien als Notizblätter.
  • Drucke nicht mehr aus als nötig. Vieles lässt sich digital speichern oder verschicken.

2. Ökologisch einkaufen

Es steckt mehr Regenwald in unseren Einkaufskörben, als du denkst!

  • Wähle daher regionale Produkte und achte bei Regenwald-Produkten wie Kaffee, Kakao oder tropischen Früchten darauf, dass es fair gehandelte Bio-Produkte sind.
  • Reduziere deinen Fleisch-Konsum. Bei der Mast nutzen Betriebe oftmals Futtersoja, für dessen Anbau große Regenwaldgebiete gerodet werden.
  • Meide Produkte, die Palmöl enthalten, also beispielsweise Lebensmittel wie Margarine sowie Kosmetika. Für Ölpalmen-Plantagen werden vielerorts riesige Regenwaldflächen gerodet. Seit Ende 2014 müssen Hersteller in der EU Palmöl als Inhaltsstoff auf ihren Produkten namentlich erwähnen.

3. Reduziere deinen Kunststoff- und Benzinverbrauch, um Erdölvorkommen in Regenwaldgebieten zu schonen. Auch für die Produktion von Biosprit muss oft Regenwald für Plantagen weichen.

Hannah Kühn