So lautete der Slogan der diesjährigen Landesgartenschau in Würzburg. Viele denken womöglich an langweilige Spaziergänge durch gefühlt endlose Blumenbeete, aber hinter dem Konzept Landesgartenschau steckt eigentlich etwas ganz anderes.
Seit im Jahr 1980 die erste bayerische Landesgartenschau in Neu-Ulm eröffnet wurde, hat sie sich zu einem begehrten Ausstellungsmodell entwickelt. Damit eine Gemeinde im aufwändigen Bewerbungsverfahren einen Zuschlag für die Austragung erhält und die Veranstaltung ein Erfolg werden kann, muss bereits etliche Jahre im Voraus mit ersten Planungen und der Konzeptentwicklung begonnen werden – denn die Hoffnungen und Ziele aller Beteiligten einer Gartenschau sind groß.
Die Ausstellung soll helfen, Grundsätze des Landesentwicklungsprogramms Bayern umzusetzen. Dazu gehört beispielsweise die Schaffung und Erhaltung wohnortnaher Erholungs- und Freizeiträume und somit die Verbesserung der Lebensqualität in den Städten. Außerdem soll sie das Stadtklima und die Lebensbedingungen für Pflanzen- und Tierarten in der Stadt verbessern, sprich: mehr Natur in die Stadt bringen. Deshalb werden meist Flächen in Stadtteilen, die diesbezüglich eine Benachteiligung aufweisen, ausgewählt.
In Würzburg findet die Ausstellung auf einem verlassenen US-Kasernengelände im Stadtteil Hubland statt. Drumherum entsteht ein komplett neues Stadtviertel für ca. 4500 Menschen, mit Supermärkten, Radwegen und eben einer knapp 40 fußballfeldgroßen Grünanlage.
Leider wird beim Anlegen einer Gartenschau häufig aber auch Natur zerstört und nicht nur neu geschaffen. Dies war beispielsweise in Bamberg der Fall, wo eine malerische Streuobstwiese abgeholzt wurde. Auch in Würzburg, entlang der Straße Am Galgenberg, wurden diverse alte Bäume gefällt, um einen Radweg zu verbreitern. Ob dies dem ökologischen Image entspricht, das die Gartenschauen häufig erwecken möchten, sei einmal dahingestellt.
“Ein Fest für Monate, mehr Lebensqualität für Generationen. Das ist Gartenschau.”
Motto der Bayerischen Landesgartenschau GmbH
In diesem Motto der Bayerischen Landesgartenschau GmbH steckt einerseits der oben angesprochene Wille zur nachhaltigen Raumentwicklung, andererseits die Hoffnung, mit einer Gartenschau die Stadt bekannter zu machen und mehr Touristen anzulocken, die einerseits durch die Entrichtung eines Eintrittsgeldes dabei helfen, die Kosten der Anlage zu decken und von denen andererseits auch lokale Unternehmen profitieren können.
Selbst die Einwohner der Stadt bekommen positive Auswirkungen zu spüren. Es entstehen viele neue Arbeitsplätze und die Infrastruktur wird verbessert. In Würzburg wurde eine neue Buslinie vom Bahnhof zur Ausstellung geschaffen, die vor allem auch innerhalb der Stadt zu einer deutlichen Taktverbesserung beiträgt.
Dennoch sehen nicht alle einer Landesgartenschau positiv entgegen. Traunstein beispielsweise hatte das Bewerbungsverfahren erfolgreich durchlaufen und eine Zusage für 2022 bekommen, musste dann allerdings nach einem Bürgerentscheid das Vorhaben absagen. Gleiches droht gerade Schweinfurt, wo eine Bürgerinitiative fordert, auf dem für die Ausstellung angedachten Areal stattdessen einen Stadtwald zu pflanzen. Das sei fürs Stadtklima deutlich besser und nur ein Bruchteil so teuer. In vielen Fällen entstand Widerwille, vor allem, weil eine Gartenschau mit sehr hohen Kosten und Risiken verbunden ist.
Am Beispiel Würzburgs kann man sich die Zahlen etwas verdeutlichen: Etwa 31 Millionen kostet das gesamte Projekt; davon werden etwa 40 Prozent vom Freistaat und weitere 40 Prozent von der EU übernommen. Auf über sechs Millionen Euro bleibt die Stadt aber dennoch erst einmal sitzen. Zudem sind leider auch etwa 300.000 weniger Besucher als erwartet gekommen, was trotz des hohen Eintrittspreises von 18€ zu etwa zwei Millionen Euro Verlusten führt..
Ob sich also mit deutlich weniger finanziellem Aufwand und weniger Risiken auch ohne Gartenschau ebenso Gutes für die Stadtentwicklung tun lässt, muss wohl jede Stadt für sich selbst entscheiden. Festhalten lässt sich aber, dass eine Landesgartenschau interessante Facetten zum Thema Gartenbau oder auch Stadtbegrünung beleuchtet. Der Würzburger Titel Wo die Ideen wachsen ist nicht umsonst gewählt: Es gibt kleine Wissensgärten zu Themen wie Klimaschutz oder Bienen, Zukunftsgärten, zum Beispiel mit einer hitze- und trockenheitsresistenten Bepflanzung sowie Wohnkonzepte für die Zukunft zu entdecken und erhaltene Gebäude und Denkmäler zu bestaunen.
Und auch wenn die Landesgartenschau in Würzburg offiziell nur bis zum 07.Oktober 2018 stattfand, hat sich die Stadt durch die Gartenschau automatisch dazu verpflichtet, das Gelände weitere 30 Jahre zu pflegen und zu unterhalten. Also nichts wie hin!