Hundertwasser war ein österreichischer Künstler (1928-2000), der wohl vor allem für seine bunten, auffälligen Häuser bekannt ist. Was die Häuser auf den ersten Blick noch nicht vermuten lassen, ist, dass sie nicht nur schön und verrückt, sondern Teil eines Weltbildes sind, das von Hundertwasser entwickelt wurde. Er sprach von den 5 Häuten, die den Menschen umgeben. Diese sind die Haut, die Kleidung, das Haus, die Identität gepaart mit dem sozialen Umfeld sowie das globale Umfeld. Lasst uns nun die dritte Haut, also die Häuser, näher beleuchten.
„Ästhetische Leere, uniforme Wüste, mörderische Sterilität und schöpferische Impotenz.“ Das sind die harten Worte, die Hundertwasser für die übliche Architekturlandschaft übrig hatte. Doch bei Worten blieb es nicht.
Hundertwasser sagte einmal: „Man kann als Maler Architektur erträumen, die dann irgendwann tatsächlich gebaut wird. Ich bin froh, dass ich Maler und kein Architekt bin.“ Und genau das tat er dann auch. Ab den 1970er-Jahren entwarf er Gegenvorschläge zu den quadratischen, grauen Bauten, die überall aus dem Boden wuchsen.
Er war ein Pionier des nachhaltigen und ökologischen Bauens, das nach Harmonie mit der Natur strebte. Er ging davon aus, die Gestaltung seiner Wohnumgebung habe großen Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen.
Er führte daher einen Kampf gegen die geraden Linien und die „kranken“ Häuser mit dem Ziel einer besseren Wohnqualität. Hundertwasser war überzeugt, dass diese nur in einer natürlichen Wohnumgebung, die sich am Vorbild der Natur orientiert, zu gewährleisten sei. Im Folgenden daher einige Grundsätze zur Erbauung von Hundertwasserhäusern.
Die Stockwerke eines Hundertwasserhauses verjüngen sich nach oben hin und unten sind die Zimmer höher als oben. Genauso verhält es sich mit den Fenstern: Diese sind unten größer als oben. Hintergrund ist die Gleichberechtigung aller Bewohner, damit alle gleich viel Licht und Luft bekommen. Denn „ein Quadratmeter Luft lässt nicht überall die gleiche Menge von Licht und Luft herein.“ Bei den üblichen Häusern sind die Menschen, die unten wohnen, benachteiligt.
Wird ein neues Haus auf den Platz eines alten Hauses gebaut, so muss ein Teil des Altbaus erhalten bleiben und in das neue Haus integriert werden.
Die waagrechten Flächen an einem Haus gehören der Natur. Darum werden auf diesen Gräser und Bäume gepflanzt. „Dort wo im Winter Schnee liegt, muss im Sommer alles grün sein.“ Jede Fläche, die der Natur durch den Hausbau genommen wird, muss ihr auf diese Weise wieder zurückgegeben werden. Hundertwasser führte noch viele weitere Argumente für Fassaden- und Dachbegrünung an, welche auch unsere heutige Zeit bewegen (siehe Artikel auf Seite 22).
Die senkrechten Flächen eines Hauses gehören dem Menschen. Hierbei spielt das von Hundertwasser berühmt gewordene Fensterrecht eine Rolle, dessen gesetzliche Verankerung er anstrebte. Dieses würde allen Menschen das Recht gewähren, die Umgebung um ihr Fenster soweit zu gestalten, wie sie mit ihren Armen aus dem Fester hinausreichen. Dieser Bereich kann nach Lust und Laune bemalt oder mit Mosaik gestaltet werden. Öffentlich zugängliche Wände müssen allen Kindern zum Bekritzeln, Bemalen und Beritzen zur Verfügung stehen. Vom Boden aus soweit ihre Hände reichen.
Da nicht nur mit der Natur, sondern auch nach Vorbild der Natur gebaut wird, dürften die Wände nicht perfekt glatt sein, sondern der Putz muss uneben aufgetragen sein. Gleiches gilt für den Boden, der ebenfalls nicht eben und gleichmäßig sein soll.
Sein berühmtestes Gebäude ist das Hundertwasserhaus in Wien, welches mittlerweile ein Touristenmagnet ist. Bei der Erbauung war Hundertwasser persönlich beteiligt und hat hier all seine Baugrundsätze verwirklicht.
Weitere Häuser in Hundertwasser-Architektur sind z. B. der Bahnhof in Uelzen, die Brauerei in Abensberg oder die Müllverbrennungsanlage in Spittelau.