Stadtnatur

unter die Lupe genommen

Stadtnatur ist ein Begriff, der aus zwei scheinbar gegensätzlichen Wörtern zusammengesetzt ist. Ob die beiden Themen sich aber wirklich so fern sind, dazu könnt ihr Euch mithilfe folgender Informationen eine eigene Meinung bilden.

Stadt oder Land – Wo lebt es sich ökologischer?

Stadt oder Land? (pixabay / montage)

Rechnerisch betrachtet ist das Leben in (Groß-)Städten wesentlich ökologischer als das idyllische Landleben. Kurze Verkehrswege, die häufig mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zurückgelegt werden sowie kompakteres Wohnen tragen zu einem erheblich niedrigeren CO2-Fußabdruck der Stadtbewohner bei. Sogar etwas weniger als ein Drittel des landesweiten Durchschnittsabdrucks beträgt der CO2-Fußabdruck eines New Yorker Stadtbürgers. Das enge Zusammenliegen von Wohn-, Arbeits- und Einkaufsstätten vermindert außerdem den Bedarf an Straßen und Verkehrswegen. Wenn man bedenkt, dass pro Sekunde 8,52 m² Landschaft in Siedlungs- und Verkehrsstrukturen umgewandelt werden und wir nur eine begrenzte Menge Natur zur Verfügung haben, ist das ein nicht zu unterschätzendes Argument.

Was ist überhaupt „Natur“?

Die alten Griechen verstanden unter „Natur“ das Prinzip aller Dinge, das Werden und Vergehen auf der Erde. Heute hat man den Begriff ein wenig präzisiert und verwendet ihn für das vom Menschen Unbeeinflusste. Konkreter gesagt ist Natur die Gesamtheit aller Tiere, Pflanzen, Gesteine und Gewässer, in die der Mensch nicht eingreift.

Natur als Dienstleister

Quelle: pixabay

Natur in Städten ist nicht nur schön, sie übernimmt auch viele wichtige Aufgaben. Sie mindert Lärm und Hitzewellen, bindet Abgase, fixiert CO2, lädt Menschen zu Sport und Bewegung ein und sorgt für Entspannung; sie ist sozusagen ein Mädchen für alles. Und gerade deswegen interessiert sich sogar die Wirtschaft für Stadtgrün. Immobilien in der Nähe von Parkanlagen verkaufen sich einfach besser und das Image einer grünen Stadt lockt nicht nur Hobbygärtner, sondern auch vielversprechende Konzerne an, die sich bevorzugt dort niederlassen.

Grau oder grün – wie sehen Deutschlands Städte eigentlich aus?

Blick auf München, Quelle: pixabay

Grüne Stadt klingt immer gut, doch wie viel Grün steckt wirklich dahinter? Erstaunlich viel, wenn man sich das Ganze aus dem Weltall betrachtet. Rund 50% der Fläche Münchens ist grün, in Hamburg ist es sogar um die 70%. Allerdings beziehen sich diese Zahlen auf die gesamte Gemarktungsfläche einer Stadt; in den Innenstädten ist es also weit weniger grün. Und nur bei knapp 9% der Siedlungs- und Verkehrsflächen in Deutschland handelt es sich um Parks und nutzbare Grünflächen.

Wo findet man Grün in der Stadt?

Blick auf eine Gartenstadt

Es gibt viele verschiedene Modelle, wie man Natur in große Städte integrieren kann. Neben den typischen Stadtbäumen und Parkflächen kommen zum Beispiel Gemeinschaftsgärten immer mehr in Mode. Als etwas konservativer dagegen gilt das Prinzip der Schrebergärten, die von Vereinen an Familien oder Privatpersonen vermietet werden. Sie bilden ein privates, abgegrenztes Territorium, das den Hausgarten in städtischen Regionen ersetzt. Ursprünglich dienten diese Gärten in der Nachkriegszeit vermehrt der Nahrungsmittelproduktion. Es gibt allerdings auch ganzheitliche Ansätze, die die Natur von vorneherein als essentiellen Bestandteil in die Stadtplanung integrieren. Das Modell der sogenannten Gartenstädten wurde 1898 von Ebenezer Howard als Antwort auf die Industrialisierung entwickelt und beschreibt kreisförmige Städte, die in regelmäßigen Abständen von Grüngürteln durchzogen werden und durch die integrierten landwirtschaftlichen Flächen selbst versorgt werden sollen.

Von Marie Braun - 22. November 2018