Das Wort Suffizienz kommt vom lateinischen Wort sufficere, was so viel bedeutet wie ausreichen oder genug sein. Man strebt einen geringen Verbrauch von Ressourcen an. Dabei geht es aber nicht darum, auf etwas zu verzichten, sondern seine Bedürfnisse zu hinterfragen – sich auf ein angemessenes Maß zu beschränken und nicht im Überfluss zu leben. Suffizient leben meint nachhaltigen Konsum und geringen Rohstoffverbrauch. Diese Reduzierung birgt oft ungeahnte Vorteile und erfordert einen Perspektivenwechsel. Dazu muss man seinen Wohlstand und sein Wohlbefinden verstehen und neu definieren; Einschränkungen akzeptieren, neue Freiheiten wertschätzen und offen für Veränderungen des eigenen Denkens sein.
Um suffizienter zu werden, kann man ganz klein beginnen, z. B. durch bewussteren Umgang mit Lebensmitteln. In Deutschland stammen zwei Drittel der Lebensmittelabfälle aus Privathaushalten. Durch Einkaufsplanung kann man seine Lebensmittelverschwendung reduzieren: Man stellt seinen Konsum in Frage und findet Alternativen, z. B. den kollektive Konsum, bei dem man Güter mit anderen teilt und tauscht. Außerdem kann man alte Dinge upcyclen oder reparieren.
Ein weiterer Weg ist der Verzicht auf tierische Produkte. Dies reduziert die Massentierhaltung, welche in Deutschland immer noch ansteigt. Durch den Besuch des Wochenmarktes oder durch eigenen Anbau, auch wenn es nur Kräuter oder Radieschen auf der Fensterbank sind, ist es einfacher regional und saisonal zu essen und man spart Transportkosten. Möchte man nicht selbst etwas anbauen, gibt es die Möglichkeit, einer solidarischen Landwirtschaft (Solawi) beizutreten. Die Mitglieder legen gemeinsam fest, was ein Hof anbauen soll und können auch freiwillig am Hof mithelfen. Die Erträge verteilt der Bauer an die Mitglieder. Auch bei einem Ernteausfall zahlen die Mitglieder ihren Beitrag und sichern somit die Existenz des landwirtschaftlichen Betriebs. In Bayern gibt es ungefähr 17 Solawi-Höfe. Ob es einen Hof oder eine Initiative in eurer Nähe gibt, könnt ihr auf der Website ernte-teilen.org nachsehen.
Schon seit längerer Zeit versuche ich vor allem auf Plastik in meinem Alltag zu verzichten. Durch den Ohne-Plastik-Workshop der NAJU bekam ich neue Inspirationen. Dort lernte ich zum Beispiel Zahnpasta oder Müsli selbst herzustellen.
Zum Frühstück gibt es ein selbst gemixtes Müsli. Ich hatte die Nüsse und Haferflocken in einem Bioladen in mitgebrachte Beutel abgefüllt und zu Hause im Ofen geröstet. Dieses leckere Frühstück reduziert den Plastikverbrauch gleich ein gutes Stück. Anschließend putze ich mir die Zähne mit der bereits erwähnten diy-Zahnpasta. Mit dem Rad statt im Auto geht es zur Schule. Dafür muss ich zwar ein bisschen früher aufstehen, aber der Weg über die Felder in der Morgensonne ist es wert. Nach der Schule fahre ich in die Innenstadt auf den Wochenmarkt und kaufe regionales, unverpacktes Gemüse. In vielen Städten werden Lastenräder zum Ausleihen bereitgestellt. In meiner Heimatstadt leider nicht, also quetsche ich meine Einkäufe in die Körbe meines Fahrrades. In der prallen Sommerhitze fahre ich wieder nach Hause. Zum Mittag gibt es eine einfache Reispfanne mit dem frischen Gemüse.
Zum Duschen mische ich mir ein Shampoo aus Natron und Wasser an und benutze Kernseife. Der einzige Unterschied zum herkömmlichen Shampoo ist, dass ich nach dem Duschen eine saure Rinse für mein Haar benötige. Dafür kann man sich entweder Essig oder Zitronensäure mit Wasser mischen oder einfach wie ich die Haare mit kaltem Wasser nochmals abduschen, was sehr angenehm für die Kopfhaut ist.
Es ist recht einfach möglich, das eigene Privatleben suffizienter zu gestalten. Im Beruf und in der Politik hingegen in dieser Hinsicht etwas zu bewegen, mag viel schwieriger sein. Aber je mehr Leute ihren Alltag umstellen und den Konzernen zeigen, dass sie beispielsweise unverpackte Lebensmittel wollen, desto mehr werden die Firmen darauf eingehen und Suffizienz noch einfacher machen.