Städtebau

Stätten des Verkehrs

Autos fahren auf Straßen, Fußgänger gehen auf Steigen daneben und Radfahrer bewegen sich meist irgendwo dazwischen. So kennt man es nun mal, um eine gottgegebene Ordnung handelt es sich jedoch nicht. Doch woher kommt das Stadtbild, wie es uns so vertraut ist?

Die Stadt von heute hat sich an den Verkehr angepasst, welcher sich wiederum zunächst nach dem technischen Fortschritt richtete.

Mit der Industrialisierung kamen Fortbewegungsmittel, mit denen große Distanzen überwunden werden konnten. Die Dampflock etwa oder ab 1886 das Auto mit Benzinmotor. Zwar dauerte es noch einige Jahre, bis dieses Gefährt auch für normale Bürger erschwinglich war, doch mit der Vermarktung des T-Models etwa 20 Jahre später gelang ihm der Durchbruch. Von da an galt es als das Fortbewegungsmittel schlechthin, sodass sich bis in die 1980er Jahre auch die Stadtplanung danach richtete. Breite Straßen, umfangreiche Parkplätze und weite Distanzen waren die Folge.

Auch für weitgreifende Umstrukturierungen war die neue Mobilität Auslöser. 1933 wurde ein städtebauliches Programm auf den Weg gebracht, das die Trennung von Arbeit und Wohnen vorsah. Im Vordergrund standen dabei die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen, der fern von Industrieanlagen bessere Luft atmen sollte. Mit Zug oder Auto konnte der Arbeitsplatz schließlich schnell erreicht werden. Eine Idee, die zu dem typischen Pendlerverhalten führt, wie wir es kennen. Das Haus im Grünen, die Arbeit in der Stadt und dazwischen … viele Kilometer.

Was als Chance begann, ist eine Notwendigkeit geworden. Man kann heute nicht nur große Distanzen überwinden, man muss es auch. Denn durch die Glorifizierung des Autos im 20. Jahrhundert als Zukunftsträger wurden Städte verstärkt auf Autos ausgelegt, nicht auf Menschen. Die Folge ist eine Veränderung der Maßstäblichkeit. Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist nicht in einem halben Kilometer erreichbar, sondern in fünf. Zu Fuß gehen ist demnach nicht möglich, Rad fahren zeitaufwendig. Das macht vielen Klimaschützer:innen das Leben schwer, denn der beste Wille zu umweltverträglichem Handeln hilft leider nichts, wenn die Umstände nicht passen.

Marie Braun

Quellen:

https://polis-magazin.com/2019/10/quartier-der-kurzen-wege-die-stadt-von-vorgestern-als-quartier-von-uebermorgen/

https://praxistipps.focus.de/seit-wann-gibt-es-autos-alles-zur-geschichte_101369

https://www.fomcc.de/t.htm