Landumnutzung – Oder wie wir der Natur etwas zurückgeben können

Der Mensch nutzt Land und er tut das auf vielfältige Art und Weise. Von A wie Ackerbau bis Z wie Zoo, alles braucht Flächen; Flächen, die der Natur nicht mehr zur Verfügung stehen. Daher ist es nur fair und im Sinne der Nachhaltigkeit, hierfür einen Ausgleich zu schaffen. Wie das aussehen kann, dafür gibt es im Folgenden einige kurze Beispiele.

Fröttmaninger Berg

Allen, die nicht in oder nahe München leben, ist dieser Berg vermutlich unbekannt. Es handelt sich auch eher um einen Hügel, ist er doch nur 75m hoch. Er befindet sich in Norden Münchens, unweit der Allianz Arena, und fällt vor allem durch sein Windrad auf. Genießt man dort die Aussicht, die bei gutem Wetter sogar bis zur Zugspitze reicht, könnte man glatt vergessen, dass sich unter einem 12 Millionen Kubikmeter Müll auftürmen. In den 60er Jahren spitzte sich die Situation zu: Chemikalien verschmutzten das Grundwasser; Deponiegase verursachten Großbrände und eine ganze Ortschaft musste dem Müll weichen. Nach 20 Jahren kam der Umschwung: Entgasungsanlagen entsorgen seitdem entstehende Faulgase und Filtersysteme schützen das Grundwasser vor Schadstoffen. Heutzutage herrscht auf dem Fröttmaninger Berg das blühende Leben. Der Hügel bietet Lebensraum für Gehölze, wie zum Beispiel Fichten und Linden, schafft Platz für eine extensive Schafbeweidung und sorgt mit seinem abfließenden Hangwasser für ein Feuchtbiotop. Nicht nur die Natur nutzt den Berg zu ihren Gunsten, sondern auch Anwohner, die dort spazieren gehen, Fahrradfahren oder Rodeln.

Artenvielfalt in der Kiesgrube

Bei einer Kiesgrube ist Artenvielfalt vielleicht nicht das erste, woran man denkt. Dennoch sind sie von großer Bedeutung, da sie Ersatzlebensräume darstellen. Naturnahe Wildflussauen sind durch Flussregulierungen weitgehend verschwunden. Die dort lebenden Arten findet man daher häufiger in Kiesgruben, wenn diese entsprechend renaturiert werden. Einen Handlungsleitfaden gibt es von Seiten des LBV, der in einem 10-Punkte Plan erläutert, welche Maßnahmen hierzu getroffen werden müssen. Beispielsweise sind Kleingewässer und ausgedehnte Flachwasserbereiche selten gewordene Lebensräume und daher besonders wichtig. In jedem Fall ist darauf zu achten, dass neben der Strukturvielfalt auch der Schutz vor Störungen durch den Menschen gewährleistet ist, damit sich eine hohe Artenvielfalt entwickeln kann.

Braunkohletagebau

Spätestens seit den Protesten im Hambacher Forst ist der Braunkohletagebau in den Mittelpunkt der Gesellschaft gerückt. Dass Braunkohle nicht ohne Eingriffe in die Natur gewonnen werden kann, liegt auf der Hand. Doch was passiert, wenn die Förderung eingestellt wird? Gemäß Bergbaugesetz muss die Landschaft wiederhergestellt werden, in der Pflicht ist dabei der Betreiber. So entstehen durch Rekultivierung meist Ackerflächen oder Waldgebiete. Die Fördergrube wird zu einem künstlichen See umfunktioniert. Das klingt erst mal gut, doch der Natur wird dabei nicht so viel zurückgeben. Der BUND kritisiert die Eingriffe durch die Kohleförderung, da sie irreparable Schäden hinterlassen. Beispielsweise gelingt die Wiederansiedlung heimischer Tierarten, wie der Bechsteinfledermaus, nur in den seltensten Fällen.

Fazit

Der Natur etwas zurückgeben – das ist gar nicht so einfach. Ob Mülldeponie oder Braunkohleabbau, die Spuren des Menschen sind in der Landschaft häufig noch lange sichtbar. Auch wenn Bestrebungen unternommen werden, genutzte Flächen zu rekultivieren, bleibt dennoch etwas „Unnatürliches“ zurück. Das bedeutet nicht, dass diese Maßnahmen wirkungslos sind. Anschaulich wird dies an der Schaffung von Ersatzlebensräumen. Dieser Ersatz ist notwendig, um einen Ausgleich für vom Menschen genutzte Flächen zu schaffen. Es ist aber wichtig, den Flächenverbrauch bewusst und nachhaltig zu gestalten. Solche Gedanken sind längst nicht mehr abstrakt, wie das Volksbegehren „Flächenfraß“ gezeigt hat. Immer wieder versucht die Bevölkerung, unterstützt von Umweltorganisationen, den täglichen Flächenverbrauch zu reduzieren.  Es besteht konkreter Handlungsbedarf, wenn wir auch in Zukunft die Vielfalt der Natur erhalten wollen.

Alessandro Schwemmer

Quellen und zusätzliche Materialien: https://naju-bayern.de/nf20#28


Schon gewusst? Für neue Bau- und Gewerbegebiete müssen sogenannte ökologische Ausgleichsflächen geschaffen werden. Das bedeutet, dass zum Ausgleich von Zerstörung der Natur auf der einen Seite auf anderen Flächen Natur aufgewertet wird. Wird z.B. eine Autobahn ausgebaut, kann an anderer Stelle eine Streuobstwiese angelegt oder eine Allee gepflanzt werden. Angesichts des enormen Flächenverbrauchs und der Naturzerstörung in Deutschland sind aber große Zweifel angebracht, ob für die vielen zerstörten, betonierten, denaturierten Naturflächen tatsächlich eine gleichwertige Ersatznatur geschaffen werden kann.