Deutschland in Plänen

Hinter den Kulissen

Die Städte sind euch viel zu grau, die Felder zu monoton und die Naturschutzgebiete zu klein? Dann habt ihr euch bestimmt schon mal gefragt, wer eigentlich verantwortlich dafür ist. Der Schuldige ist schnell gefunden und trägt den Titel Raumplanung. Dieser abstrakte Begriff vereint mehrere gesetzlich festgeschriebene Planungsebenen, die sich alle mit der Gestaltung von Landschaft befassen. Jede Planungsebene erstellt ihren eigenen Plan, in dem sie festsetzt, was auf welchen Flächen passieren soll oder gerade nicht passieren darf. Der größte Plan ist der Raumordnungsplan auf Bundesebene, der kleinste der Bebauungsplan, der sich nur mit einem Teil einer Gemeinde befasst. Für jeden noch so kleinen Flecken Land in Deutschland gibt es also mehrere Pläne, die in unterschiedlicher Detaillierung vorschreiben, was dort passieren und vor allem nicht passieren darf.

Diskussionen und noch mehr Diskussionen

Aber wer macht die Pläne? Grob gesagt die Behörden. Verschiedene Behörden arbeiten daran, denn die Raumplanung soll soziale, wirtschaftliche und ökologische Ansprüche vereinen und in Einklang bringen. Dass es dabei viel emotionalen Zündstoff und Potential für hitzige Diskussionen gibt, liegt nahe. Aber auch dafür hat der Gesetzgeber eine praktische Lösungsstrategie ersonnen. Es gibt nämlich sogenannte Fachpläne, in denen zunächst die einzelnen Fachgebiete ihre Interessen formulieren und in Form von Text und Karten zu Papier bringen. Diese Fachpläne werden dann in Gesamtpläne integrieret. Das heißt, die Regierung und Planungsverbände stimmen ab, welche Ideen und Wünsche an welchen Stellen übernommen werden können. Wie die Formulierung schon impliziert, wird selten alles und schon gar nicht genauso wie am Anfang geplant übernommen. Vieles wird ausdiskutiert, die Wertigkeit verschiedener Interessen gegeneinander abgewogen und am Ende wird ein Kompromiss gefunden oder eine Position gewinnt.

Das richtige Maß finden

Der Naturschutz ist mit einer eigenen Behörde vertreten und auch diese erstellt ihre eigenen Pläne. Sie legt zum Beispiel Flächen fest, die zugunsten der Artenvielfalt extensiv, das heißt mit wenig Düngemittel- und Pestizideinsatz und nach speziellen Richtlinien, bewirtschaftet werden. Aber die Naturschutzbehörde muss darauf achten, realistisch zu bleiben, um ihre Ziele im großen Diskussionsforum der Raumplanung vertreten zu können. Der Vorschlag, auf allen Wiesen und Ackerflächen Düngemittel und Pestizide wegzulassen und zum Schutze des Bodens wieder Pferde statt Traktoren zu verwenden, würde im Gespräch mit den anderen Behörden schnell als utopisch abgetan werden. Zu viele Konflikte mit den anderen Fachplänen hätten wahrscheinlich zur Folge, dass dieser Vorschlag der Naturschutzbehörde gänzlich verworfen würde. Wird diese schonende Nutzung jedoch nur für vereinzelte Flächen vorgesehen, stehen die Chancen für die Akzeptanz schon deutlich besser.

Kartieren und Recherchieren als Grundlage

Doch auch im Naturschutz sind sich längst nicht alle einig. Schließlich geht es nicht nur darum, Tiere zu schützen, sondern auch das Grundwasser, das Klima und den Boden, um nur einige Aspekte zu nennen. Ein typisches Beispiel für einen potentiellen Streitfall sind Windräder. Gut fürs Klima, schlecht für Vögel. Man braucht daher konkrete Gründe, warum eine bestimmte Nutzung, zum Beispiel die Stromerzeugung durch Windräder, gerade an dieser Stelle Vorrang haben soll. Deshalb werden die Voraussetzungen, die ein Gebiet mitbringt, untersucht, um besondere Potenziale und Qualitäten festzustellen. Das Gebiet wird also kartiert. So bezeichnet man die Tätigkeit, bei der Fachleute raus in die Natur gehen und dort alles erfassen und dokumentieren. Sie beobachten, welche Vögel am Himmel kreisen, wie die Sohle des Baches ausgeprägt ist und ob es sonnenbeschienene Hänge gibt. Diese Informationen ergänzen sie mit Material aus Recherchen. Interessant ist zum Beispiel die historische Nutzung, die noch heute Auswirkungen auf die Bodeneigenschaften haben könnte. All diese Informationen werden am Computer in einem Geoinformationssystem (kurz: GIS) in Tabellen und Karten eingetragen.

Manchmal ist eine Priorität sehr einfach zu finden. Wenn beispielsweise das Vorkommen einer sehr seltenen Tierart festgestellt wird. Ist die Ausgangslage komplizierter, müssen die Fachleute eine Entscheidung treffen. Ein richtig oder falsch gibt es dabei nicht, der Wert eines Umweltgutes ist schließlich Ermessenssache.
Hauptsache ist aber, dass sich jemand für die Natur einsetzt – und das tun einige. Auch hinter den Kulissen.

Marie Braun

Quellen und zusätzliche Materialien: https://naju-bayern.de/nf20#4