Eine Geschichte über die größte Müllhalde der Welt, die Folgen einer Wegwerfgesellschaft und unglaubliche Mengenangaben. Über Vögel, die mit vollem Magen verhungern und den wörtlich zu nehmenden Titel. Die Fischer vor der deutschen Küste fangen nicht nur Krabben und Fisch. Seit Jahren findet sich auch immer mehr Plastik in den Netzen. Kein Wunder, denn jährlich landen weltweit über 6,4 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen. Alleine in der Ostsee sind es noch 20.000 Tonnen. Ein Großteil des Mülls kommt von Land und wird durch Hochwasser und Flüsse ins Meer geschwemmt. Einträge aus der Schifffahrt, der Fischerei und der Offshore-Industrie kommen hinzu. Die Mengen sind unvorstellbar und doch dürften sie uns nicht verwundern. Denn Plastik ist in unserem Alltag allgegenwärtig und die meisten Kunststoffprodukte werden schon nach einmaligem Verbrauch weggeworfen.
Plastik hat viele Vorteile, ist unter anderem äußerst robust. Genau das ist das Problem. Im Meer dauert es bis zu 500 Jahre, bis der Plastikmüll verrottet. Und so sammelt sich in den Ozeanen Tag für Tag mehr Müll. In den Meeresströmungen entstanden so ganze „Müllstrudel“. Der größte davon ist der „Östliche Abfall-Strudel“ im Atlantik. Auf einer Fläche viermal so groß wie Deutschland erstreckt sich die somit weltweit größte Müllhalde.
Marine Lebewesen werden durch den Plastikmüll vielfältig geschädigt oder getötet. Wohl jeder hat schon einmal Fotos von Walen, Vögel oder Robben gesehen, die sich in alten Fischernetzen verfangen und sich an ihnen verletzt haben. Aber das ist längst nicht die einzige Gefahr: Mit der Zeit wird das Plastik durch die UV-Strahlen des Sonnenlichts, das salzige Wasser und Wettereinflüsse in immer kleinere Stücke „gemahlen“. Dabei setzt es gefährliche Chemikalien wie Bisphenol A, Phtalate oder Styrolverbindungen frei , die sich in der Nahrungskette anreichern und nachhaltig das Erbgut und den Hormonhaushalt der Meeresbewohner beeinflussen können.
Seevögel wie der Eissturmvogel verwechseln zudem kleine Plastikteile mit Nahrung. Untersuchungen des regionalen Meeresschutzabkommens OSPAR an verendeten Eissturmvögeln ergaben einen Durchschnittswert von 32 Plastikteilen in den Vogelmägen, und von 100 eingesammelten Plastikpartikeln wiesen 80 Prozent Schnabelabdrücke auf. Die Vögel nehmen so Plastikteilchen auf, die keinerlei Nährstoffe enthalten aber ein beständiges Sättigungsgefühl bei den Vögeln hervorrufen. Die Kondition und Fitness dieser Tiere wird beeinträchtigt und viele von ihnen verhungern buchstäblich mit vollem Magen. Wieder andere tragen von scharfen Plastikstücken Verletzungen davon, die sie innerlich verbluten lassen.
Es sind nur wenige Beispiel dafür, dass die Überbleibsel unserer zivilisierten Wegwerfgesellschaft jedes Jahr Zehntausenden von Meerestieren das Leben kosten und die faszinierende Wasserwelt gefährden.
Keine Gummistiefel, keine Shampooflaschen und CDs. Kein Telefon, viele Sportarten würden wegfallen und es gäbe keine Computer mehr… Plastik von einem Tag auf den anderen zu verbannen, ist nahezu unmöglich. Am besten wäre es deshalb, wenn es gar nicht erst hergestellt werden würde. Schon heute gibt es Plastikersatzstoffe beispielsweise aus Lignin, einem Stoff, der bei der Papierherstellung übrig bleibt. Bis diese neuen Möglichkeiten aber großflächig genutzt werden, kann noch viel Zeit vergehen. Umso wichtiger ist es, dass wir unser Konsum- und Wegwerfverhalten jetzt überdenken und ändern. Langlebigere Produkte kaufen, durch Mülltrennung Recycling ermöglichen und Plastikmüll nicht achtlos wegwerfen. Denn: Meeresschutz fängt zu Hause an!