London steckt in der Scheisse

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Ihr glaubt ihr habt schon alles gesehen? Vielleicht, aber ihr habt sicher noch nicht alles gerochen! Denn so wie es in London 1858 gestunken hat, ist heute nicht mehr vorstellbar. Durch die steigende Anzahl an Wasserspülungen floss das meiste Abwasser über die nur für Regenwasser gedachte Kanalisation in die Themse. Dies war denkbar ungünstig, da die Themse als eines der langsamsten Fließgewässer der Welt nicht daran dachte, die Fäkalien schnell abzutransportieren. Der Geruch war unerträglich und dieses Ereignis bekam sogar einen eigenen Namen: „Der Große Gestank“. Doch die Politiker wussten sich zu helfen und zogen einfach flussaufwärts – Dummerweise änderte dies überraschenderweise nicht an dem Problem. Also entschied man sich, nach langem Überlegen, doch dazu, ein Abwassersystem zu errichten. So entstand eines der ersten Leitungssysteme der Welt, welches die Bevölkerung mit Trinkwasser versorgen und Abwasser abführen sollte. Dies bewirkte auch eine fallende Anzahl an Todesopfern durch Cholera, aber das steht auf einem anderen Blatt. Jedoch entwickelte sich dieses System nicht weiter, da nicht genug Geld zur Verfügung stand (Man kann ja nicht für jeden Scheiß Geld ausgeben…). Und so wurde das ehemalige Prestigeprojekt zu einem Problem: Täglich verlieren die Leitungen ca. 900 Millionen Liter Wasser (Stand 2013), dies sind etwa 30% der gesamten Menge, die durch das Rohrsystem fließt. Damit ist London trauriger Spitzenreiter beim Wasserverlust im Vergleich zu anderen Industrienationen. Doch das ist nicht alles: Bei starken Regenfällen sind die Kläranlagen nicht in der Lage, das gesamte Wasser aufzunehmen und der Überschuss wird in die Themse geleitet: Fischsterben und unangenehmer Geruch sind die Folge. Ersteres forderte im Juni 2011 den Tod von 26.000 Fischen nach schweren Niederschlägen, eine Tatsache, die durch Sanierung und Erweiterung hätte verhindert werden können.

Des Weiteren ergibt sich aber auch ein Problem mit dem Trinkwasser: Um Druckschwankungen auszugleichen, wird Wasser aus der Themse in das Leitungsnetz gepumpt. Für die entsprechende Reinheit nach europäischen Richtlinien sorgt unter anderem Chlor, dies ist zwar nicht gesundheitsschädlich, jedoch auch nicht für seinen guten Geruch bekannt. Und auch wenn sauberes Trinkwasser bei den Verbrauchern ankommt, besitzen diese häufig veraltete Rohrleitungen, die negativen Einfluss auf die Wasserqualität haben können. Allerdings ist das kein Problem, dass die Stadt beeinflussen kann.

Jedoch besteht zumindest beim Abwasser bzw. bei dessen Entsorgung Hoffnung: Bis 2023 soll eine groß angelegte Erweiterung der Kanalisation Situationen wie die 2011 verhindern und für eine bessere Wasserqualität der Themse sorgen.

Von Alessandro Schwemmer - 22. Mai 2017